Fachkräftemangel und Digitalisierung – eine Herausforderung
Gerade die Industrie ist vom demografischen Wandel besonders betroffen. Fachkräfte, die aus dem Unternehmen ausscheiden und in Rente gehen, oder innerhalb der Branche die Stelle wechseln, sind immer schwerer zu ersetzen. Einer Studie des ifo Instituts nach, geben 43 % der Unternehmen an unter dem Fachkräftemangel zu leiden. Gleichzeitig wird die Digitalisierung zur Produktivitätssteigerung und Absicherung gegenüber Krisen ein immer wichtigeres Thema. Gerade der Fachkräftemangel bremst die Umstrukturierung der Unternehmen und hemmt so auch laufende Produktionsprozesse.
Demografischer Wandel
Der Hauptgrund für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel, also die Veränderung der Zusammensetzung aus den verschiedenen Altersgruppen unserer Gesellschaft. Sie wird immer älter und neue junge Talente fehlen schlicht auf dem Arbeitsmarkt. Das Institut der deutschen Wirtschaft geht davon aus, dass im Jahr 2040 nur noch 23,3 Millionen Menschen im erwerbstätigen Alter mit beruflichen Abschluss sind. Im Jahr 2020 gehörten noch 31,6 Millionen Menschen zu dieser Gruppe. Gleichzeitig zeigen Tendenzen seit Jahren, dass immer mehr junge Menschen eine akademische Laufbahn anstreben und die beruflichen Qualifikationen unter dieser Ebene weiter sinken. Dadurch zeigt sich der Fachkräftemangel in der Industrie vor allem auf Seiten der Produktion und dem verarbeitenden Gewerbe.
Digitalisierung als Chance
Die Digitalisierung und damit die Steigerung der Produktivität der Mitarbeiter soll diesem demografischen Wandel begegnen. Ziel ist es mit einer geringeren Anzahl von Fachkräften in der gleichen Zeit mehr Output zu generieren. Neue Technologien, die Vernetzung von Produktionsschritten und der Einsatz von KI basierten Systemen bieten das Potential genau das zu erreichen. Gerade einfache regelmäßig anfallende Aufgaben, sei es in der Logistik, Produktion, aber auch dem Projektmanagement und dem Personalwesen lassen sich so automatisieren und binden weniger Kapazitäten bei verbleibenden Fachkräften.
Was benötigt die Digitalisierung?
Um das Unternehmen auf die Digitalisierung vorzubereiten und die nötigen Umstrukturierungen und Implementierungen vornehmen zu können, benötigt die deutsche Wirtschaft vor allem Spezialisten in der Informations- und Kommunikationstechnik. Die Entwicklung entsprechender Software-Lösungen, die erfolgreiche Installation dieser und die entsprechende Schulung der Mitarbeiter ist eine der Kernherausforderungen. Fachkräfte werden gerade in diesen Bereichen benötigt. Während große international agierende Unternehmen wie Bosch oder SAP erfolgreich Stellen besetzen können, hat gerade der Mittelstand dabei Probleme.
Erfolgreiches Recruiting
Eine offene Stelle zu besetzen, dauert im IT-Bereich momentan bis zu 159 Tage. Jeder Tag, an dem eine Stelle nicht besetzt ist, kostet allerdings Geld. Das kann wegen fehlender Kapazitäten bei neuen Aufträgen sein oder Mitarbeiter müssen die anfallende Arbeit von nicht besetzten Stellen mit abarbeiten. Modernes Recruiting wird deswegen immer wichtiger, um neue Fachkräfte zu erreichen und für das Unternehmen zu gewinnen. Der Einsatz von Business Netzwerken wie Xing und LinkedIn ist inzwischen für viele die Basis neue Bewerber anzusprechen. Dabei können die Jobprofile besser herausgestellt werden und qualifizierte Fachkräfte von den Unternehmen direkt angesprochen werden. Für die Bewerber wird es immer wichtiger sein, sich in einer modernen Arbeitsumgebung wiederzufinden. Genau dies wird vom Mittelstand aber häufig nicht kommuniziert.
Digitalisierung auf allen Ebenen
Gerade das Online-Marketing ist für Unternehmen besonders wichtig. Die neue Generation der digital Natives bewegt sich vor allem im Internet und auf sozialen Netzwerken. Investitionen in Werbekampagnen auf den verschiedenen Plattformen können mit Partnern leicht realisiert werden. Dadurch kann das moderne Image des Unternehmens effektiv und gezielt an die jeweilige Zielgruppe kommuniziert werden. Auch Maßnahmen wie SEO, also die Optimierung der Platzierung bei Suchmaschinen fördert die Präsenz. Dabei sind Maßnahmen langfristig zu planen: „Die SEO ist eine langfristige Maßnahme, bei der die ersten Ergebnisse in der Regel zwischen drei und neun Monaten zu erwarten sind“, erklärt Digitalisierungsexperte Robert Siegers.
Hohe Priorität einräumen
Langsame Digitalisierungsprozesse und der Fachkräftemangel gehen also Hand in Hand. Ein häufiger Grund, für die langsame Digitalisierung ist auch die fehlende Unterstützung der Führungsebene. Damit die Digitalisierung schnell und erfolgreich durchgeführt werden kann, müssen alle Bereiche des Unternehmens zusammenarbeiten, nicht nur die IT-Abteilung. Die Koordinierung von einer zentralen höheren Ebene aus stellt die Basis dar, um dies zu erreichen. Nur wenn die Priorisierung der Wandlung zu einem digital aufgestellten Unternehmen in allen oder breiten Teilen des Unternehmens kommuniziert und Fachkräfte dafür gezielt angeworben werden, kann dies auch gelingen.
Die Zukunft
Der Fachkräftemangel wird weiterhin bestehen und sogar noch zunehmen. Um diesem zu begegnen, ist eine breite Digitalisierung der Unternehmen in Deutschland alternativlos. Die neue Generation ist andigitalisierte Prozesse gewohnt und lässt sich gut in diese Prozesse, bei geeigneter Schulung integrieren. Die Rekrutierung neuer Fachkräfte wird in Zukunft noch schwieriger werden und die Anforderungen der Bewerber an das Unternehmen wegen der großen Nachfrage steigen. Eine moderne Ausrichtung und die Investition in die Präsenz auf sozialen Medien und Business Netzwerken wird immer wichtiger, um geeignete Fachkräfte gezielt ansprechen zu können.