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Sickershausen: Druckwerkstatt als lebendiges Museum

30.03.2023, 10:58 Uhr in Stadtgespräch
Druckwerkstatt Officina Historica 1
Foto: Funkhaus Würzburg

Es riecht nach Druckerschwärze, heißes Blei dampft in einem Topf, überall sind Plakate und Schriften an der Wand: In seiner Officina Historica, der „historischen Werkstatt“, hat Siegfried Herrmann alles ausgestellt, was mit Drucken zu tun hat. Das Besondere: Alle Exponate funktionieren und die Besucher können erleben, wie die komplizierten Maschinen arbeiten. Sein Museum im Kitzinger Stadtteil Sickershausen gibt es inzwischen seit zwölf Jahren.

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Bernd Heisel war zu Besuch in der Officina Historica

Druckermeister in Rente

Herrmann ist Jahrgang 1951. Er hat seine Ausbildung zum Drucker in einer Kitzinger Zeitungsdruckerei gemacht und daraufhin die Meisterprüfung abgelegt.

Damals in den 1970er Jahren war die Branche im Umbruch und viele alte Maschinen wurden abgeschafft. Weil der Druckermeister sich für alte Druckverfahren begeisterte, versuchte er sie zu bewahren.

Nach und nach sammelte er in seiner Halle in Sickershausen immer mehr alte Werkzeuge, Maschinen und Schriftstücke.

Hunderte Jahre alte Stücke

Ein handgeschriebenes, 500 Jahre altes Tora-Stück, chinesische Flugblätter, altes Notenstecherwerkzeug – viele Exponate sind sehr selten und nicht mehr zu bekommen.

So hat Siegfried Herrmann in seinem Museum verschiedene Themenbereiche geschaffen, um alles unterzukriegen. Zu sehen sind Werkzeuge, mit denen Handwerker zu Johannes Gutenbergs Zeiten, der im 15. Jahrhundert den Buchdruck erfunden hat, arbeiteten.

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert haben Maschinen die Arbeit übernommen. Die stehen schwer und schwarz im Museum, mit langen Hebeln und großen Antriebsrädern.

Druckwerkstatt Officina Historica 9
Siegfried Herrmann zeigt alle möglichen Drucktechniken.
Druckwerkstatt Officina Historica 7
Zu sehen sind auch hunderte historische Schriftstücke.
Druckwerkstatt Officina Historica 10
Beeindruckend sind die großen Druck- und Setzmaschinen.
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Die Maschinen wirft Siegfried Herrmann für Besucher an.
Druckwerkstatt Officina Historica 6
Dieses Tora-Stück ist 500 Jahre alt.
Druckwerkstatt Officina Historica 5
Hier sind Werkzeuge ausgestellt, die es nirgends mehr gibt.
Fotos: Funkhaus Würzburg

Teils kuriose Beschaffung

Eine der Maschinen hat er in der Nähe von Kitzingen abgeholt. Der Besitzer war froh, sie loszuwerden. Siegfried Herrmann ist mit Traktor und Anhänger hingefahren und hat sie mit vereinten Kräften einiger seiner Freunde aus dem Fenster gewuchtet.

Andere Stücke waren weniger anstrengend zu beschaffen. Von Freunden, die oft ins Ausland reisen, hat er zum Beispiel Stoffdruckstücke aus Indien bekommen. Nach anderen Dingen sucht er gezielt im Netz.

Das Besondere: alle Druckverfahren

So kann Herrmann alle Aspekte des Druckens zeigen und hat alle Druckverfahren parat. Das ist von Zeit zu Zeit auch ein Nachteil. „Manchen Besuchern ist das zu viel“, scherzt er. „Die müssten praktisch viermal kommen.“

Was ihn aber umtreibt, ist die Frage nach der Nachfolge. Er hätte gerne jemanden, der das Museum auch in Zukunft weiterführen würde.

Wer Lust bekommen hat, findet hier mehr Infos. Für Besuche sollte man sich vorher bei Siegfried Herrmann anmelden.

Video: Funkhaus Würzburg